Cannabinoide erklärt

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in der Hanfpflanze vorkommen und eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkungen auf den menschlichen Körper haben können. Hier sind einige der wichtigsten Eigenschaften von Cannabinoiden:

  1. Analgetisch: Cannabinoide können Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren.
  2. Beruhigend: Einige Cannabinoide haben beruhigende Wirkungen und können helfen, Stress und Angstzustände zu reduzieren.
  3. Entspannend: Cannabinoide können dazu beitragen, Muskelverspannungen zu lösen und die Entspannung zu fördern.
  4. Appetitanregend: Einige Cannabinoide können den Appetit stimulieren und Menschen mit Appetitlosigkeit oder Ernährungsstörungen helfen.
  5. Neuroprotektiv: Einige Cannabinoide können dazu beitragen, das Nervensystem zu schützen und neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson zu behandeln.
  6. Antipsychotisch: Einige Cannabinoide können bei der Behandlung von psychischen Störungen wie Schizophrenie und Depression helfen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Cannabinoide die gleichen Eigenschaften haben und dass die Wirkungen von Cannabinoiden von Person zu Person unterschiedlich sein können.

Endo-Cannabinoide

Endocannabinoide sind körpereigene Cannabinoidmoleküle, die in verschiedenen Bereichen des Körpers vorkommen und an verschiedenen physiologischen Prozessen beteiligt sind. Hier sind einige ihrer wichtigsten Eigenschaften:

  1. Neurotransmitter: Endocannabinoide wirken als Neurotransmitter im zentralen und peripheren Nervensystem und beeinflussen eine Vielzahl von Gehirnfunktionen, einschließlich Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit, Gedächtnis und Schlaf.
  2. Entzündungshemmende Wirkung: Endocannabinoide haben eine entzündungshemmende Wirkung, indem sie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und die Aktivierung von Immunzellen hemmen.
  3. Schmerzlinderung: Endocannabinoide können Schmerzen lindern, indem sie auf Schmerzrezeptoren im Gehirn und im Körper wirken.
  4. Regulierung von Appetit und Stoffwechsel: Endocannabinoide spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Appetit und Stoffwechsel, indem sie auf spezifische Rezeptoren im Gehirn und im Verdauungstrakt wirken.
  5. Stressabbau: Endocannabinoide können helfen, Stress abzubauen, indem sie die Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol hemmen.

Insgesamt haben Endocannabinoide viele wichtige Funktionen im Körper und sind entscheidend für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Homöostase.

KÖRPEREIGENE „Endo“-Cannabinoide sind langkettige mehrfach ungesättigte Arachidon-Fettsäuren.

Bis heute wurden etwa 200 Endocannabinoide-ähnliche Substanzen im Körper gefunden.

Die zwei Haupt-Endocannabinoide heißen:

  • Anandamid (abgekürzt: AEA; früher Arachidonylethanolamid)
  • 2-Arachidonylglycerol (abgekürzt: 2-AG)

Es sind noch mehrere Endocannabinoide bekannt, jedoch wird noch über weiteres Wissen geforscht. Beispielsweise ist bekannt, dass Endocannabinoide zum Schutz von Nervenzellen beitragen und dass Botenstoffe wie Hormone andere Neurotransmitter von Endocannabinoiden beeinflusst werden.

Das Wort Anandamid kommt aus der uralten Sprache Sanskrit und bedeutet Glückseligkeit


Es gibt auch pflanzliche Cannabinoide
– Phyto-Cannabinoide –

Bisher wurden über 100 Cannabinoide in der Hanfpflanze gefunden.

Phyto-Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in der Cannabispflanze vorkommen. Sie werden auch als Cannabinoide bezeichnet und können auf verschiedene Rezeptoren im Körper einwirken, einschließlich der CB1- und CB2-Rezeptoren im Endocannabinoid-System.

Einige der Eigenschaften von Phyto-Cannabinoiden sind:

  1. Schmerzlinderung: Phyto-Cannabinoide können Schmerzen lindern, indem sie auf die CB1- und CB2-Rezeptoren im Nervensystem einwirken.
  2. Entzündungshemmung: Sie können auch Entzündungen reduzieren, indem sie auf Entzündungsmarker im Körper einwirken.
  3. Beruhigung und Entspannung: Einige Phyto-Cannabinoide, wie zum Beispiel CBD, können beruhigende und entspannende Wirkungen haben, die helfen können, Stress und Angstzustände zu reduzieren.
  4. Appetitanregung: THC, das bekannteste Phyto-Cannabinoid, kann den Appetit anregen, was bei bestimmten medizinischen Bedingungen wie Krebs und HIV-bedingter Appetitlosigkeit von Vorteil sein kann.
  5. Neuroprotektion: Einige Forschungen deuten darauf hin, dass Phyto-Cannabinoide eine neuroprotektive Wirkung haben können, indem sie die Gehirnzellen vor Schäden durch oxidativen Stress und Entzündungen schützen.
  6. Regulierung des Immunsystems: Phyto-Cannabinoide können auch das Immunsystem regulieren und möglicherweise bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis helfen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Forschung zu den Wirkungen von Phyto-Cannabinoiden noch in den Anfängen steckt und weitere Untersuchungen erforderlich sind, um ihre langfristigen Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu verstehen.

Tetrahydrocannabinol (THC) steht seit 1964 im Mittelpunkt der Cannabisforschung.

Hinweis: Der Handelsname vom Wirkstoff THC lautet „Dronabinol“

Andere Phytocannabinoide, darunter

  • Tetrahydrocannabivarin, THCV
  • Cannabigerol, CBG
  • Cannabinol, CBN
  • Cannabichromen, CBC
  • Cannabidivarin: CBDV
    und mehr,
    üben zusätzliche Wirkungen von therapeutischem Interesse aus.

Innovative konventionelle Pflanzenzüchtung hat Cannabis-Chemotypen hervorgebracht, die hohe Titer jedes Bestandteils für zukünftige Studien aufweisen…

THC-indizierte Krankheitsbilder

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Spastik, Muskelverhärtung
  • Bewegungsstörung
  • Schmerzen
  • Allergien
  • Juckreiz
  • Chronisch-entzündliche Erkrankungen: Magen-Darm, Asthma, Arthritis, Neurodermitis…
  • Psychiatrische Erkrankungen: Depression, Angststörungen, ADHS/ADS, PTBS (posttraumatische Belastungsstörungen), Abhängigkeit
  • Epilepsie
    …und mehr!

In jüngerer Zeit wurden die synergistischen Beiträge von Cannabidiol zur Wirkungsweise von Cannabis wissenschaftlich nachgewiesen.

CBD-indizierte Krankheitsbilder

  • Angststörungen
  • Epilepsie
  • Depression
  • Schizophrenie
  • Entzündungen
  • Schmerzen
  • Substanz-Abhängigkeit
  • Bewegungsstörung
  • Übelkeit und Erbrechen

Achtung: Nebenwirkungen beachten!
und wie man ihnen entgegenwirken kann

Cannabisbasierte Medikamenten gelten als gut verträglich und sehr sicher. Dennoch können – vorallem zu Beginn der Behandlung – Nebenwirkungen auftreten.

Durch das große Wirkspektrum kann die akute Wirkung von Cannabis im einem Fall als erwünscht – im anderen Fall als unerwünschte Nebenwirkung – wahrgenommen werden. Zum Beispiel bei Abmagerung kann die Appetitsteigerung erwünscht sein, im Vergleich zum fettleibigen Patienten, welcher darunter leiden könnte, dass der Appetit durch THC so stark ausgeprägt wird. Beeinflussen kann man diese Nebenwirkungen durch Optimierung des Entourage-Effektes!

Die Unterscheidung zwischen Wirkung und Nebenwirkung hängt vom erzielten Therapieeffekt jedes Einzelfalles ab.

Die im Folgenden aufgelisteten Nebenwirkungen schwächen meist nach der Eingewöhnungshase ab oder verschwinden vollständig:

  • Beeinflussung des Her-Kreislauf-Systems
  • Veränderung des Blutdruckes: Erhöhung im Liegen, Minderung im Stehen
  • motorische Leistungsfähigkeit, Bewegungskoordignation
  • Angstzustände bis hin zur Panik
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Schläfrigkeit
  • Aufmerksamkeitsstörung, Reaktionsfähigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Appetitsteigerung
  • Gedächtnisstörung
  • Gleichgewichtsstörung
  • Beeinflussung des Immunsystems
  • Beeinflussung des Hormonsystems

Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass regelmäßige und starke Cannabiseinnahme das Gedächtnis, die Aufmerksamkeitsleistung und die Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu lösen, beeinträchtigen kann.

Nebenwirkungen treten meist bei zu hoch gewählter Dosierung auf, oder wenn die Wirkstoff-Zusammensetzung einen mangelhaften Entourage-Effekt hervorbringt. Hierzu tragen zumeist ein zu hoher Anteil an THC in der Wirkstoff-Zusammensetzung, sowie auch bestimmte Terpene auf jeden Menschen unterschiedlich wirken – sodass auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Bei moderater Auftitrierung können durch den Gewöhnungseffekt solche jedoch auch Nebenwirkungen ausbleiben.

Thema Abhängigkeit und Suchtpotenzial von THC

„Auch wenn die Risiken für eine Abhängigkeit so hoch wie bei chronischen Freizeitkonsumenten* wären, ist die therapeutische Verwendung bei der Linderung schwerwiegender Symptome chronischer Erkrankungen ohne Zweifel gerechtfertigt.“

Die Behandlung mit Cannabis und THC – Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps
– Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Britta Rechendrees

*Das Potenzial einer Cannabisabhängigkeit eines Freizeitkonsumenten liegt zwischen zwei bis zehn Prozent.